Noch gut drei Wochen bis zur Bundestagswahl. Ich finde, nicht erst seit Opa Gaulands halbsenilen Entsorgungs-Gefasel kann man sich mal ernsthaft Gedanken machen, wie sich vermeiden lässt, dass im nächsten Bundestag mit der AfD eine Partei sitzt, die erstaunlich wenig Lust an einer freiheitlich demokratischen Grundordnung erkennen lässt. Ich würde es mal unterteilen in „Was nicht hilft“, „Was vielleicht hilft“, „Was hilft“:
Punkt 1: Was nicht hilft
Die gewollt abstrusen und hetzerischen Forderungen der AfD auch noch millionenfach im Internet teilen. Dass das nicht hilft, haben wir bei Donald Trump erlebt. Ich habe auch keine Lust mehr auf diese albernen „Wir fordern was möglichst Absurdes, Rückzieher können wir immer noch machen, Hauptsache man nimmt uns wahr“-Spielchen. Bei diesem traurigen Kindertheater will ich der AfD nicht helfen. Das tue ich aber, wenn ich ihre Beiträge poste. Selbst wenn ich das mit einem noch so gut gemeinten „Spinnen die??“ tue. Die AfD lebt davon, dass wir uns über sie aufregen. Dass wir ihnen mit Facebook-Posts und Twitter-Meldungen Aufmerksamkeit verschaffen, die in keinem Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Bedeutung steht. Man sollte dieser Partei so wenig Verbreitungsmöglichkeiten wie möglich bieten und ihre als politische Forderungen getarnten Gehässigkeiten nicht mit Aufmerksamkeit adeln. Ich glaube: nichts tut der AfD mehr weh, als das Desinteresse, das sie verdient.
Punkt 2: Was vielleicht hilft
Sich nicht nur mit dem Programm dieser Partei beschäftigen (Ja, dazu muss man das Programm lesen. Nein, das ist nicht schön. Aber es hilft in Diskussionen mit Menschen, die immer noch glauben, die AfD hätte irgendwelche ernstzunehmenden Lösungsvorschläge für ohne Zweifel existierende Probleme im Land), sondern auch mit ihrem Personal und vor allem dessen seltsamen Rechts- und Moralverständnis. Es lohnt sich wirklich mal, bei Google die Suchbegriffe „AfD“ und „kriminell“ einzugeben. Da ist für jeden was dabei! Gerade ganz frisch reingekommen: die Gewaltfantasien des (jetzt ehemaligen) Mecklenburgischen AfD-Fraktionsvize Holger Arppe, bei denen jeder Stephen King-Charakter erblassen würde. Insgesamt merkt man ganz schnell, dass viele AfD-Gestalten in einer seriösen Partei nicht mal einen Sonnenschirm am Wahlkampfstand aufstellen dürften. Lustigerweise stößt man bei so einer Google-Recherche auch schnell auf den AfD-Slogan „Kriminelle Ausländer abschieben“. Aber sagt mal, liebe Blau-Braunen: „Kriminelle Inländer in Parlamente wählen“ kann doch auch keine Lösung sein, oder?
Das bringt mich auch schon zu
Punkt 3: Was hilft
Wählen gehen. Am 24.09. haben wir alle eine Chance, um die uns große Teile der Weltbevölkerung beneiden: freie Wahlen. Wir sollten sie nutzen. Und das sage ich, obwohl mir die Entscheidung für eine Partei noch nie so schwer fiel. In den letzten Wochen wurden Facebook-Beiträge von mir sowohl von den Linken als auch von der FDP geteilt – besser kann man meine politische Ratlosigkeit gerade nicht zusammenfassen. Ich werde trotzdem wählen, weil ich durchaus auch eine Partei wählen kann, bei der ich nicht mit jedem einzelnen Programmpunkt oder Politiker einverstanden bin. Ich kann auch eine Partei wählen, über die ich mich schon mal aufgeregt habe und auch nach der Wahl wieder aufregen werde. Mir geht es um eine grundsätzliche Linie und es muss eine Partei sein, mit der ich mich auf ein Mindestmaß an Menschlichkeit und Demokratieverständnis einigen kann.
Die AfD gehört nicht dazu.