Zeit für ein Geständnis: Ich wurde von der portugiesischen Polizei wegen illegalen Übernachtens in einem Naturschutzgebiet aufgeschrieben. Da. Jetzt hab‘ ich’s gesagt. Ich will einfach nicht, dass das mal einer Bundespräsidentschaftskandidatur im Weg steht. Einen Vorteil hab ich aber schon gegenüber Christian Wulff: Das ganze passierte mit meinem eigenen Auto und nicht mit einem geschenkten Bobby-Car. Hilft das?
Aber der Reihe nach: Bisher habe ich immer behauptet, dass ich kein Strandmensch sei und dass ich es höchstens mal einen Tag am Strand aushalte und dass dieses ritzenkriechende Sandgedöns doch insgesamt der pure Porenstress sei und rhabarber, rhabarber, rhabarber. Tja. Und dann kommste an die Algarve und denkst dir: „Hier kriegt mich keiner mehr weg.“
Schon die Fahrt hierher ist ein Erlebnis: Die ganze Landschaft ist ocker und dunkelgrün, nacktgeschälte Korkeichen stehen gschamert am Straßenrand, ins Seitenfenster weht ne steife Brise, zwischendrin regnet’s auch mal, die Tropfen verdampfen auf dem warmen Pinienboden und sofort riecht’s überall nasenbefreiend nach Erkältungsbad. Und dann die Küste: Steile, rote Felsen fallen ins tiefblaue Meer, überall kleine Badebuchten, Höhlen, die man nur bei Ebbe erreicht und insgesamt bekommt man das Gefühl, als könne sich hier jeder seinen ganz persönlichen Strand aussuchen: „Guten Tag, ich hätte gerne so einen leichten Sommerstrand, was hätten Sie denn da?“ – „Da nehmen Sie doch den Praia da Figueira, den kann man auch gut mit ein paar Freunden genießen. Aber Vorsicht: geht direkt in den Kopf!“
Figueira war insgesamt ein Spitzentipp (Danke, Dirk!). Dort fanden wir nämlich auch einen der schönsten Stellplätze unserer Reise. Ein gut gelaunter Portugiese empfing mich am Eingang mit einem völlig ungezügelten Wortschwall und lachte sich schier kaputt, als ich mit einem etwas holprigen und noch dazu (einigermaßen) spanischen: „No comprendo, pero si!“ antwortete. Absolutes Highlight: Am nächsten Tag wurden wir von Albert geweckt. Der fährt nämlich jeden Tag mit seinem rollenden Krämer-Laden über den Platz, bläst dabei in seine Fahrradtröte, brüllt dich wach und verkauft dir dann tausend Sachen, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie brauchst: Feigen und Tomaten aus seinem Garten, gut abgehangene Croissants, Klamotten, Werkzeug, Thermomix – ich glaube, es gibt nichts, was Albert nicht aus einer seiner zahllosen Schubladen ziehen könnte.
Unseren Algarve-Abschluss bildete dann Tavira, ein putziges kleines Nest ganz im Osten mit zahllosen bunt gefliesten Häusern (Als Kölner denkt man automatisch: „Ach guck, Kacheln gibt’s ja auch in hübsch!“) nur leider ohne echten Wohnmobilstellplatz, weshalb wir ein bisschen improvisieren mussten. Und so kam es dann am nächsten Morgen zu meiner Begegnung mit der Polizei. Während der Beamte meine Daten aufnahm, versicherte er mir aber so oft, dass alles okay und eigentlich gar kein Problem sei, dass ich mir irgendwann nicht mehr sicher war, ob er mich beim Wildcampen oder ich ihn beim Polizist-Spielen erwischt habe.
Übrigens, was mir gestern so durch den Kopf ging: Ich fahre jetzt seit Monaten durch die Gegend, ohne großen Plan oder Vision, plaudere mit Leuten, freue mich über alles, was gut läuft, blende aus, was nicht so gut läuft und tue so, als ginge das ewig so weiter – Ist das wirklich ne Reise, oder mache ich hier aus Versehen nen Merkel-Wahlkampf? Lieber nicht drüber nachdenken…
P.S.: Nächster Halt: Andalusien. Tipps werden wie immer gerne genommen! Und die gesamte bisherige #EuropaTour gibt’s auf www.markus-barth.de/blog.html