Wir sind ja schon öfter auf dieser Reise irgendwo hängen geblieben: in italienischen Wanderregionen, österreichischen Buschenschenken oder slowenischen Nationalparks.
Tja.
Diesmal war’s eine portugiesische Bordsteinkante. Und es waren auch nicht wirklich wir, die hängenblieben, sondern unser Abwassertank. Ich könnte jetzt lang und breit die technischen Details erklären, aber vielleicht beschränke ich mich lieber auf die Kurzversion:
Krrrsch – Knall – Shit!
Jetzt muss man wissen: ich bin kein Autofreak. Ich bin auch kein Bastler und kein Schrauber, ich bin mehr so ein Fahrer-und-Hoffer-dass-nix-Passierer. Immerhin konnten wir das Ding so fixieren, dass wir wieder auf unseren Platz zurückrollen konnten. Dann aber: Anruf beim Mechaniker. Da das Ganze allerdings an einem Feiertag geschah, an dem in Portugal wirklich niemand arbeitet („Mariä Himmelfahrt“ müsste hier korrekterweise „Mariä Strandlieg“ heißen), mussten wir erstmal noch einen Tag absitzen. Na ja: „absitzen“… Auf einem Campingplatz in Porto, 100 Meter neben der Atlantikküste, an einem Augusttag, bei strahlendem Sonnenschein – es gibt schlimmere Herausforderungen.
Am nächsten Tag kam dann der wahnsinnig freundliche und hilfsbereite Mechaniker, verschwand sofort unter unserem Auto und tauchte mit Marianengraben-tiefen Stirnrunzeln wieder auf. Als Deutscher greift man da instinktiv zum Portemonnaie, bei uns zählt ja die gute alte KfZ-Mechaniker-Regel: pro Stirnfalte 100 Euro.
Unser portugiesischer Helfer dagegen holte einfach sein Werkzeug und krabbelte wieder unters Auto. Ab und zu tauchte er mit einem kopfschüttelnden „I don’t like it!“ wieder auf, verschwand für eine halbe Stunde und kam dann mit neuem Werkzeug zurück. Manchmal hatte er auch noch ein paar Kollegen dabei, einer nach dem anderen schlüpfte unters Bodenblech, kam wieder hervor, „I don’t like it!“, tauchte wieder ab. Es war, als hätte unter unserem Auto ein Boulevardtheater eröffnet.
Nach rund sechs Stunden dann die Erlösung: der Mechaniker kam ans Licht, strahlte uns an, als wolle er uns gleich einen Erstgeborenen schenken, und sagte nur: „Now I like it!“ Er bestand darauf, dass wir uns das Baby mal selbst anschauen und tatsächlich: so fest saß unser Tank in seinem ganzen Leben noch nicht. Jubel! Erleichterung! Opferlamm!
Dann gab unser neuer Freund uns noch tausend Tipps für mögliche Verbesserungen am Auto, entschuldigte sich zwischendrin immer wieder für sein schlechtes Englisch (Haha! Bei UNS, die wir kein Wort Portugiesisch sprechen! Irgendwas läuft da falsch…) und dass wir so lange warten mussten und als ich ihn fragte, was ich ihm denn schulde, nannte er einen Betrag, für den ich in meiner Kölner Stammwerkstatt ziemlich genau nen Kaffee und nen Kugelschreiber bekäme (Vorausgesetzt, ich hab drei Wochen vorher nen Termin ausgemacht).
Also zusammengefasst: ich bin nicht sonderlich heiß drauf, aber falls wir doch noch mal ne Autopanne haben sollten, dann bitte unbedingt in Portugal!
P.S.: Nächster Halt: Lissabon. Wenn uns nicht noch ein paar von diesen hinterhältigen Stränden dazwischenkommen…