Auf unserer Wohnmobiltour durch Europa (Hier zum Nachlesen) haben wir ja einige Teile der EU mächtig vernachlässigt – zum Beispiel ganz Großbritannien. Das lag vor allem daran, dass das Wetter in England meistens, naja, englisch ist und das passte einfach nicht zu unserer „Egal was kommt, wir fahren nicht in den Regen“-Regel.
Da ich aber seit 26 Jahren eine sehr gute Freundin in England habe (Danke noch mal an meinen Englischlehrer in der 8. Klasse, der mich damals trotz meiner sehr schwerwiegenden Gegenargumente – „Aber, aber… die machen Essig auf Pommes!“ – zum Schüleraustausch überredet hat!), war es einfach mal wieder Zeit für einen UK-Ausflug.
Der Autoverleiher in Birmingham konnte das überhaupt nicht verstehen: „Ihr macht Urlaub? In Birmingham??“
„Na ja, eigentlich in Nottingham.“
„Ah, das ist natürlich viel besser!“. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Dann erzählte er uns, dass er selbst ein Riesenfan von Deutschland ist. Am besten gefällt ihm Mönchengladbach. Haha, mach du dich noch mal über uns lustig!
Womit er nicht ganz unrecht hatte: Sightseeing in Nottingham kann man machen, muss man aber nicht. Meine Freundin Nina brachte es ganz gut auf den Punkt: „Es ist so traurig: Auf der einen Seite haben wir hier ein paar wunderschöne, alte Häuser. Und dann setzen sie wieder einen potthässlichen, modernen Klotz dazwischen!“. „Ah,“ sagte ich, „in Köln ist es genauso – nur halt ohne die wunderschönen, alten Häuser!“.
Immerhin: Es gibt in Nottingham eine englische Buchhandlung über 5 Etagen, was allein schon ein Reisegrund wäre. In deutschen Buchhandlungen könnte ich Tage verbringen, in englischen dagegen möchte ich bitte eingesperrt, vergessen und irgendwann beerdigt werden. Überall Sitzecken mit schweren Ledersesseln, Präsentiertischchen mit persönlichen Empfehlungen der Angestellten, ständig spricht dich eine Verkäuferin mit „darling“ an und eigentlich wartet man nur darauf, dass einem das Pärchen aus der After Eight-Werbung ein Pfefferminzschokoladentäfelchen kredenzt.
Der Rest von Nottingham ist eher was für eingefleischte Robin Hood-Fans – und Batman Enthusiasten! Im Vorort Beeston steht nämlich Wollaton Hall – ein elisabethanisches Herrenhaus, das in „The Dark Knight Rises“ als Wayne Manor fungierte (und dessen weitläufiger Park sich hervorragend für „In 2018 mach ich viel mehr Sport“-Joggingrunden anbietet). Wer so richtig crazy drauf ist, kann noch 8 Kilometer südlich nach Gotham in Nottinghamshire fahren – was mit Gotham City allerdings ungefähr so viel zu tun hat, wie York mit New York.
Abends sitzen Nina und ich in einem italienischen Restaurant und kommen auf Europa zu sprechen. „Und was sagst du zum Brexit?“, frage ich und erwarte einiges Hin- und Herüberlegen und Abwägen. Ihre Antwort kommt überraschend direkt: „Well… I think, we’re fucked.“ Sie bestätigt den Eindruck, den ich schon im Gespräch mit vielen Briten hatte: Dass kaum jemand wirklich mit einem Erfolg des Leave-Lagers gerechnet hatte, manche gerade deshalb für den Austritt gestimmt haben („Wird ja sowieso nicht passieren!“) und jetzt vielen angesichts der unglaublichen Planlosigkeit ihrer Regierung ordentlich der Arsch auf Grundeis geht.
Während ich meine Pasta esse, fällt mein Blick auf die Fake-Blumen in der Tischmitte. Die Blütenblätter bestehen aus kandierten Mandeln und erinnern mich an „Confetti“, eine italienische Süßigkeit, die wir während der EuropaTour in den Abruzzen entdeckt haben. Ich frage den italienischen Koch: „Kommen Sie zufällig aus Sulmona?“.
Er strahlt übers ganze Gesicht: „Woher wissen Sie das?“
Ich erzähle ihm von unserer Zeit in den Abruzzen (siehe hier). Als ich ihm dann noch sage, dass wir aus Köln kommen, kennt seine Begeisterung keine Grenzen mehr. „In der Gegend bin ich auch oft“, sagt er. „Wunderschön! Vor allem… Mönchengladbach!“
Okay, Vorsatz für 2018: Discover the beauty of Mönchengladbach!